Deutsche Bierkultur in Reinform - oder das was auch immer

Donnerstag, 15.10.2009

Erst einmal möchte ich mich bei euch dafür entschuldigen, dass ich in der letzten Woche kaum zum bloggen gekommen bin. Aber leider setzt, auch hier in Tokyo, für mich langsam der Unialltag, der wohl überall auf der Welt der selbe ist, ein. So gern man auch ein bezahlter Vollzeittourist wäre, es ist einfach nicht möglich.

Letztes Wochenende haben wir uns spontan dazu entschlossen am Wochenende dem Oktoberfest in Yokohama beizuwohnen, bei dem einmal im Jahr der "Deutschen" Bierkultur gehuldigt wird. Allerdings sollte sich das Wochenende als Ausflugstermin als keine kluge Idee herausstellen. Am Sonntag Mittag machten wir uns gegen 14:30 auf die eineinhalb stündige Reise nach Yokohama, Tokyo´s "Nachbarstadt." 

 

1. Akihabara Station 2.-5. in Yokohama auf dem Weg zu den Wiesen

Der erste Eindruck von Yokohama war überwältigend. Die Stadt ist am Wasser gelegen, hat eine freundliche Atmosphäre, ist wesentlich geräumiger und heller als Tokyo, wo man oft das Gefühl bekommt nicht einmal mehr Luft zum atmen zu bekommen. Als kleines Bonbon gab es noch blendendes Wiesenwetter oben drauf.

Schnell kamen die Wiesen, die keine Wiesen im wortwörtlichen Sinne waren, ins Sichtfeld. Sofort wurde uns klar, dass das kein gemütliches Volksfest werden würde, im Gegenteil. Der Festplatz war gerammelt voll, trotzdem erstreckte sich vor dem Eingang eine nicht enden wollende Menschenschlange, die einmal um den ganzen Festplatz ging. Vor dem Festzelt tummelten sich nicht, wie erwartet, vorrangig Deutsche und westliche Ausländer, sondern vor allem Japaner.

1. die "Wiesn" und das Festzelt von weitem 2. die Schlange 3.Japaner machen es sich vor den Deutschlandbanden gemütlich 4. meine Zimmernachbarin Elli und Martin beim Warten 5. meine Zimmernachbarin Kathrine und Ryan beim Warten 6. Endlich!!! der Eingang 

 

Nach fast  2 Stunden des Anstehens und der Abgabe eines humanen Eintritts von nur 200 yen (1,50€) ging es dann auf die Wiesen, dachten wir zumindest. Aber Pustekuchen, wieder mussten wir anstehen, diesmal für Würstchen und Bier. Von freien Sitzplätzen war weit und breit keine Spur. Wie erwartet waren die Preise happig. 2600yen für einen halben Liter Bier, davon waren zwar 1000yen Glaspfand, aber das macht immer noch fast 12€ für ein Erdinger Weißbier. Von den Preisen abgeschreckt machten wir also einen Bogen um Bier und wandten uns den kulinarischen Köstlichkeiten unseres Landes zu. Leider ebenfalls teuer, aber trotzdem mussten wir erkunden was man dem japanischen Gaumen als deutsch vorsetzt.


1. Das Zelt kommt langsam in Sicht 2. auf Grund des Großen Andrangs hatte man einen großen Teil der Bänke nach draußen verlegt, 3. Im Zelt, mit Blick auf die Bühne auf der eine Bayrische Band in Tracht spielte 4.~6. kulinarische "Köstlichkeiten"

Komplett überfordert vom reichhaltigen Angebot bestellt ich schließlich eine "berulin  karêsôsêji" mit "Jâman poteto" und "zawâkurauto." Für Menschen, die den KATAKANA, dem japanischen, phonetischen Verkrüpplungsinstrument für ausländische Sprachen, nicht mächtig sind: es war eine Currywurst mit Bratkartoffeln und Sauerkraut für insgesamt 1100yen (ca. 9€). Nun ja über die Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber das Geld war beides nicht wert. Das Sauerkraut ließ einen Hauch von saurem Geschmack erahnen und auch die Currywurst kam eher wie eine billige, dünne Bratwurst mit Ketchup und ein bisschen Currypulver, daher.

1. Die Currywurst, oder was mal eine werden wollte, ja was da an der Seite so eklig aussieht ist tatsächlich Katoffelbrei 2. nochmal unsere nicht sättigendes 1100 yen "Mittag"

Da es keine freien Plätze gab, haben wir uns einfach rustikal auf den  Boden gesetzt.

 

Für mich als deutscher Staatsbürger mag es vielleicht befremdlich wirken Japaner mit Deutschlandflaggen in der Hand zu sehen, die ein freundliches, leicht angetrunkendes "eins zwo drö prost!" verlauten lassen, aber jeder schien seinen Spaß gehabt zu haben und das ist alles was zählt.

Fazit: mehr Bier für die Völkerverständigung!